Eine der wichtigsten Fähigkeiten des menschlichen Gehirns ist, sich selbst zu schützen. Dieser Schutz wird Blockade genannt und wird aktiviert, wenn die hereinkommende Information nicht als vertraulich eingestuft wird. Dies kann mit dem Inhalt der Information, wohl aber auch mit den Umständen ihrer Übermittlung zu tun haben. Vertrauen entsteht, wenn Teile der neuen Information schon bekannt sind und oder gut zu vorhandenen Informationen „passen“. Geschieht das Gegenteil, dass nämlich die neuen Informationen in Widerspruch zu den vorhandenen stehen, so macht das Gehirn „dicht“. Alle dann folgenden Informationen werden höchstens unter Vorbehalt aufgenommen und wenn überhaupt, dann nur kurz und weniger inhaltlich als formal äußerlich aufgenommen. Der Erfolg ist, dass die neue Information höchstens nachgeplappert, nicht aber angewandt werden kann.
Warum geschieht dies in SchulMathematik so häufig? Dafür gibt es Gründe: Die GrundElemente der Mathematik sind in jedem Gehirn schon vor der Schulzeit gut entwickelt: Gegensätze, Analogien, Zuordnungen, Vergleiche, Verhältnisse, mengentheoretische Grundbegriffe, Zählrythmik, Widersprüche,…[vgl. DeHaene, Devlin]. Diese GrundElemente in Einklang mit der bestehenden Nomenklatur der Mathematik zu bringen, erfordert viel Feingefühl, da ja z.B. die „1000“ gar nicht viel größer als die „100“ ausschaut. Im Deutschen kommt dann noch der berühmte Zahlendreher dazu, dass nämlich nicht konform mit der gesprochenen Zahl geschrieben wird. Brüche in der Rythmik bei mehrsilbigen Zahlen, viele Ungereimtheiten in der Notation, die teilweise historisch begründet, teilweise im Unwissen der Lehrkraft begründet sind. Kurz: das kluge Gehirn sagt sich: diesen Krampf lehne ich ab; äußerlich hampeln wir noch ein bisschen mit, es folgen ja sonst Sanktionen, aber innerlich wird abgeschaltet. Ein einfacher Prozess, der mit viel Geschick später wiederaufgerollt und behoben werden kann, aber in vielen Fällen einfach zu einer tiefen Aversion gegen „Die Mathematik“ führt. Das Traurige daran ist, dass gerade die findigsten Köpfe dieses Schicksal erleiden müssen und die Chance, den „Knoten“ wieder zu lösen, im immer stressiger werdenden Schulalltag recht gering ist. Diese Traumatisierung konnte ich schon oft bei meinen Klienten im geschützten Rahmen feststellen, nicht immer beheben, sehr oft aber lindern. Aber Vertrauen aufzubauen ist eben viel langwieriger, als es zu zerstören. Vertrauen zu fordern ist barer Unsinn, da bekenne ich doch lieber: „trau‘ keinem Mathelehrer…“